Quelle: Birgitt Schunk, Freies Wort Lokalausgabe Hildburghausen, Suhler Verlagsgesellschaft mbH & Co KG
Die Landwirte diskutierten dieser Tage aktuelle Themen in Gomperthausen. Das Erntejahr 2011 verheißt nicht gerade Gutes. Auch der Flächenentzug geht munter weiter.
Unverkennbar: Die Landwirtschaft der Region hat mit der Trockenheit zu kämpfen. Foto: B. Schunk
Gompertshausen - Die Landwirte der Region sehen mit gemischten Gefühlen der Futterernte entgegen. "Die Situation ist bedenklich, es steht nicht viel draußen", sagte Klaus Wetzel, der Vorstandschef vom Zuchtzentrum Gleichamberg, während einer Gesprächsrunde in Gompertshausen. Hierhin waren die erweiterten Vorstände der berufsständischen Interessenvertretung aus den Kreisen Hildburghausen und Sonneberg in dieser Woche zu einer Gesprächsrunde gekommen. Aber auch Getreide und Raps haben gelitten - unter Trockenheit und Kahlfrost. "Der vereinzelte Regen der letzten Woche hat nicht viel gebracht, die Winterfeuchte ist aufgebraucht, nur noch die Tiefenwurzler halten durch", erklärte Toralf Müller, der Vorsitzende des Hildburghäuser Kreisbauernverbandes. Sein Sonneberger "Amtskollege" Volker Ehrlicher kann ähnliches berichten, denn im Nachbarlandkreis sieht es nicht viel anders aus: "Feuchte Flächen, auf denen man sonst ums diese Zeit bis zum Knöchel im Wasser stand, sind trocken." Wenn man von den jährlichen Mittelwerten der letzten Jahre ausgeht, fehlt nach wie vor in der Region die Hälfte der Niederschläge, wissen die Bauern.
Thema war wie so oft auch der Flächenentzug, denn der geht munter weiter. "Alle - auch Verantwortliche - reden seit Jahren davon, dass endlich Schluss sein muss damit, nur es macht keiner", so Albert Seifert, der Chef der Agrargenossenschaft Milz. Hier ein paar Hektar für Straßenbau oder Gewerbegebiete, dort ein paar Flächen für Stromtrassen - in der Summe geht es inzwischen um stattliche Größenordnungen. Silvio Reimann, Chef der Milch-Land GmbH Veilsdorf, kann das mit Zahlen belegen: "1995 hat unser Betrieb noch 4430 Hektar bewirtschaftet. In den letzten 16 Jahren haben wir 550 Hektar verloren." Vergessen werde dabei immer wieder, dass ein solcher Flächenentzug auch notwendigerweise mit Arbeitsplatzabbau verbunden sei. Auch ein Agrarbetrieb muss logischerweise scharf rechnen. Trotzdem ist die Milch-Land GmbH mit 111 Frauen, Männern und Lehrlingen, die hier in Lohn und Brot stehen, nach wie vor eine riesengroße Hausnummer auf dem Lande.
Verringert sich die Zahl der Arbeitsplätze, kann das andererseits den Agrarbetrieben wieder auf die Füße fallen, wenn Auswahlverfahren für die Förderung laufen und Punkte vergeben werden. Die Milchland GmbH weiß das. Und auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie verspricht einen deutlichen Flächenentzug, auch wenn das bislang kaum einer so deutlich ausgesprochen hat.
Deshalb will der regionale Bauernverband jetzt Druck machen, dass die Karten auf den Tisch kommen. "Die Pläne sind längst fertig, nur wir haben sie noch nicht zu Gesicht bekommen", so Ludwig Vielweber, der Regionalgeschäftsführer des Bauernverbandes. Den Landwirten schwant durch den Aufkauf der Flächen an den Gewässern in Südthüringen nichts Gutes mit Blick auf die Bewirtschaftung, denn längst geht es nicht mehr nur um ein paar Ar. "Wir müssen aufpassen, dass uns die Drainage nicht gekappt wird", nannte Albert Seifert, der Chef der Agrargenossenschaft Milz, einen der möglichen Knackpunkte.